Prag JazzClub Zelezna

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Einige behaupten, die eigentliche Jazzmetropole Europas liegt in Prag. Kühne Behauptung. Einer meiner Schüler besuchte im November 2002 zum dritten Male die Stadt an der Moldau und schreibt uns seinen Jazz-Reisebericht.

„ In Prag hat sich einiges verändert, manches zum Guten – mehr zum Schlechten. Als ich die Hauptstadt des „jungen“ Tschechiens das erste Mal besuchte, schrieb man 1992. Fünf Jahre später frischte ich meine Erinnerungen auf. 2002 gönnte ich mir dann den Luxus, Prag auf den Ruf der Jazzmetropole hin zu testen. Ja, Luxus!Die Tschechen haben in den letzten Jahren viel gelernt. Hauptsächlich aber, wie man Prags romantische Straßen zu „Schickimicki-Meilen“ verwandelt. Neben Boss, Escada, Mont Blanck, Gucci etc. etc. fand ich sage und schreibe 11 Mc Donalds Stores in der Prager Innenstadt. Musikgeschäfte mit Instrumenten dagegen nur zwei. So verhält es sich übrigens auch mit den Preisen bzw. dem Preis-Leistungs-Verhältnis. Längst hat Prag mit westdeutschen Städten gleichgezogen. Kaffee, Bier und Wein sind stellenweise sogar teurer. Aber Glück auf Kumpel, es galt ja, sich unter Tage zu begeben, um der Spezies Jazzer zu begegnen.Als „Tourist“ ist die Orientierung natürlich sehr schwer. Viele der besichtigten Clubs machten den Eindruck, lediglich auf Tourifang zu sein. Ein Club jedoch hat uns – ein Freund begleitete mich - nachhaltig beeindruckt. JazzClub Zelezna, in der, wie sinnig, Zelezna Straße.

Jazz Club Zelezna bietet ein fast tägliches Programm von Januar bis Dezember. Neben vielen tschechischen Künstlern tritt hier auch Internationales auf. Präferierte Stilrichtung: Keine! Wir genossen drei Darstellungen unterschiedlichster Art: Latin, Funk und Mainstream. Und ich gebe offen zu, trotz dass ich Mainstream Fan bin, nicht werten vermag, was mir mehr Spaß gemacht hat.

Zum Äußeren des Clubs: Zelezna ist das, was ich mir unter einen Club vorstelle. Zwei Stockwerke unter Tage, befindet sich die eigentliche Bühne in einem mittelgroßen Gewölbe. Die Preise sind human: Ein Bier ca. 1,80 €, 1⁄4 Wein um die 2 € und Whisky ab 4 €. Eintritt wird nur von dem verlangt, der die Künstler sehen will. Bleibt man an der Bar außerhalb des Gewölbes kostet es nichts, die Musik ist aber trotzdem deutlich zu hören.Das Servicepersonal ist einfach kultig. Neben den Keepern, wobei mich einer stark an Andy Warhol erinnerte, bedienen schräge Mädels. Die Gespräche an der Bar scheinen sich hier nicht um Affären, Beziehungskisten, Klamotten oder Geld zu drehen, hier hat man den Eindruck das richtige Prag kennen zu lernen. Hier wird über Jazz, Politik und Glaubensfragen gleichermaßen diskutiert.

Unsere Empfehlung: Unbedingt hingehen, wenn Ihr in Prag seid. Das Programm ist bunt gemischt und die Künstler spielen mit Engagement.