Club-Report "Heidelberger Jazzkeller", Heidelberg

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Ja, in Heidelberg gab es Jazz-Clubs. Hier, am kleinen Fluss Neckar, eingerahmt in hügeliger Landschaft, war der große Jazz in den 50er, 60er und 70er Jahren zu hause. Aber nicht nur weil Heidelberg „the Amerikan dream“ war. Nö, weil in Heidelberg viele Studenten die progressive „neue“ Musik ihr eigen nannten und Jazz für sie eine Art Lebensgefühl widerspiegelte. Mit dieser Entwicklung etablierte sich eine große Heidelberger Jazz Szene mit Clubs, Konzertreihen und Festivals.Was aber ist von dem Jazzgedanken und den Clubs in Heidelberg übrig geblieben?

Das Jazzhaus in der Leyergasse.

Uns verschlägt es in einen kleinen Gewölbekeller neben der Kulturbrauerei in der Leyergasse 6. Der Club macht neuerdings von sich Reden, weil seine Zukunft von der Heidelberger Kommunalpolitik abhängig ist, wie uns der Betreiber glaubhaft versichert.Demnach würde sich der Nachbar und Pächter des Jazzhauses, die Kulturbrauerei, das schmucke Gewölbe einverleiben und es in einen Bum-Bum-Tempel verwandeln. Der jetzige Betreiber sieht sich dabei als Opfer interner Machtquerelen, hat die Stadt doch die überlebensnotwendigen Subventionen bisher noch nicht freigegeben.Egal, wir tun einfach so, als ob es den Club noch 20 Jahre geben wird. Vorweg: Der Club ist gut, lest also unbedingt bis zum Schluss.

Beim Eintreten fällt auf, dass die Raumanordnung schlecht ausgenutzt wird. Man kann fast von drei getrennten Räumen sprechen: Vorne der Eingangsbereich, mit Getränkeausgabe und Sitzgelegenheiten, in der Mitte ebenfalls Sitzgelegenheiten und hinten - durch eine Wand getrennt - die eigentliche Bühne mit Bestuhlung. Dies führt dazu, dass der Besucher nach dem Eintreten an der Kasse zunächst nur gähnende Leere sieht. Das schreckt definitiv ab! Und ich habe schon des öfteren Besucher wieder gehen sehen, weil sie dachten, es wäre nichts los.Wer dennoch einen Blick in den Keller wagt, und nach hinten durchgeht, wird angenehm überrascht. Das hintere Gewölbe bietet vor einer kleinen Bühne für ca. 70 Besuchern Steh- und Sitzgelegenheiten. Das Interieur ist geschmackvoll ausgewählt und „lebt“ hauptsächlich von den langen alten Bänken, die einst das Schottische Parlament zierten. Die Akustik ist prima, die Lichttechnik ausreichend und die Getränkepreise moderat (A-Schorle 2 €, Wasser 2 €, Caipirinha 4,50 €). Wer möchte, kann auch Club-Mitglied werden und kommt dann in den Genuss von vergünstigten Eintrittspreisen (regulär 7,50 €, vergünstigt 5 €). Im Jazzhaus ist die Jazzatmosphäre fast greifbar. Das bunt gemischte Publikum ist typisch für Heidelberg – studentisch, interessant und natürlich intellektuell.

Wir lauschten den Klängen von Cordula Hambacher (sie selbst bezeichnet ihren Jazz Stil als “Easy Listenig“, die an diesem Abend Premiere mit der neuen Bandbesetzung hat. Klasse! Einfach eintauchen und sich treiben lassen. Ganz easy, einfach listening!Mein Tipp: Geht hin, wer weiß, wie lange es den Club noch gibt.