Club-Report "bum.schak.bar" Mannheim

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Die bum.tschak.bar

Kennen Sie noch die guten alten gelben Telefonzellen der Deutschen Post? Ja, dann stellen Sie sich jetzt bitte vor, Sie sitzen mit ca. 56 anderen Menschen und einem Rollstuhlfahrer in einer solchen, 60 % der Anwesenden sind Kettenraucher...OK, sagen wir Vielraucher und vier engagierte Musiker sind anwesend und spielen Jazzmusik. Willkommen in der bum.tschak.bar am Montagabend, dem Abend, an dem sich Mannheim´s Jazz-Szene unter der Leitung von Christian Eckert ein Stelldichein gibt.

Die Räumlichkeiten der bum.tschak.bar sind ungefähr 12 auf 24 Meter gross, also die Seiten fast doppelt so lang wie das Fuß- bzw. Kopfende. Wenn man von dem Fußende kommend halb links die bum.tschak.bar betritt, steht man unmittelbar vor der kleinen Bühne, die ungefähr drei auf vier Meter misst. Direkt im Anschluss an diese Bühne - an der linken Wand entlang - erstrecken sich über die zweite Hälfte des Raumes hinweg die Toiletten (don´t try them, if U are not in need), die bis zum Kopfende gehen. Auf der gegenüberliegenden Seite der bum.tscak.bar reicht die Bar von der Fußseite bis über ein wenig mehr als die Hälfte des Raumes und gibt an dem Kopfende noch ungefähr fünf Meter für Tresenpublikum und einen Tisch frei.Die Theke ist aus einem dunklen schweren Holz und recht schön gearbeitet. Die Wände sind unauffällig gehalten; keine Bilder oder extravagante Plastiken zieren sie. Einzig zwei "Diskokugeln" an der Decke in der Mitte des Raums werfen ihre Strahlen in den Raum und eine Surfstation - gesponsort von einem großen Publikumsprovider und einer Zigarettenmarke - versucht direkt hinter der Bühne - leider im Blickfeld des Publikums - verzweifelt zum Reiten auf dem Datenhighway einzuladen.Alles in allem kann man sagen, dass - je nachdem, wo man sitzt - der Hör- bzw. Sehgenuss leicht bis sehr stark eingeschränkt ist.

Soweit zur Lokalität, dem Personal merkt man deutlich an, dass hier normalerweise ein anderer Musikstil und damit auch Publikum gepflegt wird. Einzig Nina gibt sich Mühe, dem etwas anderen Publikum einen Standardservice zu bieten.Eintritt wird keiner verlangt und die Preise sind angenehm niedrig. Das muß wohl so sein, da es sich bei der an die Feuerwache angeschlossene bum.tschak.bar um eine von der Stadt gesponsertes Kulturstätte handelt. Ein kleines Mineralwasser (0,2) gibt es schon für € 1,50, eine kleine Cola, Fanta oder gemixt für € 1,80 und bei € 2,60 schenkt das Personal doppelt soviel ein. Das Pils (0,33) von der lokalen Brauerei "Eichbaum" geht für € 2,10, das Hefe- oder Kristallweizen für € 2,80 über die Theke. Dazwischen gibt es noch Schweppes für € 1,80, Orangina zu € 2,00 und bei 280 Eurocent auch einen erfrischenden Radler - im Norden auch Alsterwasser genannt. Apropos Bier, ich hatte bei meinem Besuch in der bum.tschak.bar Glück im Unglück: Da die Zapfanlage nicht richtig eingestellt war, dauerte ein Pils rekordverdächtige 10 Sekunden, dafür war aber nicht der Ansatz einer Schaumkrone "on top". Die Engländer unter den anwesenden Jazz-Freunden wird es gefreut haben.

Die bum.tschak.bar ist kein Jazzclub und so kann die Musik so gut sein wie sie will; es wird alles irgendwie als störend empfunden: die Gäste, der Zigarettenqualm, das Ambiente und leider manchmal auch die Jazzmusik. Wie eingangs schon erwähnt, man merkt es der Örtlichkeit und auch dem Personal schon an, dass Jazz hier nur gemacht wird, weil die Stadt Mannheim als Sponsor der Feuerwache und somit auch der angeschlossenen bum.tschak.bar entsprechende Auflagen erteilt hat.Meine Empfehlung: Kommt im Sommer, wenn Eckert und seine Jazz-Initiative im Freien spielen. Die Besetzungen und damit auch die Musik wechselt stündlich und gleicht einem bunten Blumenstrauß. Fast immer schaut auch ein Musiker vorbei, der sonst weit weg sein Geld mit Jazz verdient bzw. erhalten junge Nachwuchs-Jazzer die Gelegenheit, mit alten Hasen Klassiker von Stan Getz oder John Coltrane zu spielen.

Noch ein Wort zu Eckert und seinem Engagement für den Jazz: Viele Leute sind der Meinung, er hätte wahrlich eine besser Unterstützung von der Stadt Mannheim verdient. Musik wird anscheinend nur dann GROSS geschrieben, wenn sie medienwirksam in Zeitungen vermarktet werden kann, so sagte man mir. So verwundert es nicht, dass Stadtfremde, die zunächst sehr angetan von dem kulturellen Sommerhighlight Mannheims sind, verwundert die Augen reiben, wenn um 22.00 Uhr der Jazz von der Realität in dieser Stadt eingeholt wird: dann ist nämlich aufgrund der "Lärmbelästigung" Schluss. Der verwunderte Besucher stellt sich zu Recht die Frage, wer im Umkreis der Feuerwache lauter ist: die Jazzmusik oder der Verkehr?