Jazzkeller Frankfurt

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Bühne

DizzyQuintet1988

Einer der traditionsreichsten Jazzclubs ist zweifelsohne der Jazzkeller in Frankfurt. 1954 eröffnet, ist er gleichzeitig der Älteste in Europa. Die FAZ schrieb 1999: „Der Jazzkeller verdient seinen Namen. Das kleine dunkle Gewölbe scheint schon auf den ersten Blick wie der Inbegriff des "Clubs". Heiß ist es. Laut. Rauchig. Und stets voller Leute, die zu guter Musik und erschwinglichen Getränkepreisen den Abend ausklingen oder die Nacht zum Tag werden lassen wollen. Seit 47 Jahren ist das so - und so schnell wird sich daran auch nichts ändern.“ Hoffentlich!

Während in der Bankenstadt eine Lounge nach der anderen eröffnet, um Banker und Upperclass Entspannung in Wohnzimmeratmosphäre zu bieten, bleibt der Jazzkeller seiner Linie treu. Nichts scheint hier seit den Siebzigern verändert worden zu sein: Die Bühnenscheinwerfer sind simple 100 Watt-Strahler Marke Obi, die Wände einfach dunkelbraun getüncht, die Stühle und Tische klein und wackelig und die Bühne eine einzige Improvisation. Herrlich!!! Hier unten ist es, als habe man eine längst verschollen geglaubte Insel entdeckt.

Wir sind nicht das erste Mal hier und können daher zu Recht behaupten, dass das Personal, die Pächter selbst, überaus nett und bemüht sind. Fragen über das Programm, den Club oder Diskussionen am Eingang, werden geduldig und mit süffisantem hessischem Humor gelöst. Uns lässt man sogar über die Musikanlage in zwei CD´s reinhören, damit wir uns die Frage über die Stilrichtung der darbietenden Künstler selbst beantworten können. Danach kaufen wir die CD´s zum Vorzugspreis. Als Freunde des Hauses - versteht sich.

Die Eintrittspreise sind mit 15,- € am Wochenende nicht gerade günstig, dafür halten sich die Getränkepreise für Frankfurter Verhältnisse aber im Rahmen. Eins bereits vorab: Es lohnt sich auf jeden Fall den etwas versteckten Eingang in der Kleinen Bockenheimerstr. 18a hinabzusteigen. Das Programm ist gut gemischt und wer sich etwas Zeit für die Hall of Fame nimmt, wird erkennen, dass hier Newcomer und echte Jazzgrößen Seite an Seite spielen und spielten. Jeder hat hier die Möglichkeit auf einen Gig.

Das Publikum ist ebenfalls bunt. Auf der einen Seite, die typische Jazz-Gemeinde, die der Musik einen intellektuellen Sinn zu entlocken versuchen - auf der anderen Seite die Alteingesessenen, die man hier immer trifft und die eigentlich Bestandteil des Inventars sind. Zwischen den beiden Gruppen findet man dann zu späterer Stunde einen Mix aus styligen Nachtschwärmer und spießigen Banker bzw. Messegästen.

All das trägt zu dieser einzigartigen Atmosphäre des Clubs bei. Wer hier spielt, spielt aus echter Liebe zur Musik. Hier wird Jazz gelebt und nirgends scheint man den Musikern näher zu sein. Wenn ich zwischen Ernie Watts in der alten Oper erste Reihe VIP-Platz oder Ernie Watts stehend im Jazzkeller wählen müsste, würde ich mich für den Jazzkeller entscheiden.